Neuigkeit vom 04. Mai 2020

Der 19. ÜberBrückungsfunke

„Ich wache auf und mit mir dieses Gefühl, das mich seit Tagen verfolgt.

Es legt sich wie ein Schleier über mich, benimmt sich wie ein ungebetener Gast, der sich mit Schuhen in meine frisch geputzte Dusche stellt. Der zu allem Nein und Amen sagt und immer nur nimmt, aber nicht gibt. Es fällt schwer mit diesem Gefühl aufzustehen, ich fühle mich wie gelähmt. Die Aufgaben, die die Uni stellt, habe ich seit einer Woche nicht bearbeitet. Ich war krank. Nein, ich bin es noch. Ich habe keinen Husten oder Schnupfen, keine Grippe oder Kopfschmerzen oder Covid-19. Nicht mal mein Bein ist gebro-chen und auch meine Herzfrequenz ist völlig intakt. Nur mein Kopf hat einen kleinen Knacks, denn da, wo bei anderen die Neurotransmitter in einem unbeschwerten Gleichgewicht fließen, scheinen bei mir die Botenstoffe etwas zu stolpern und nicht so genau zu wissen, wo sie hingehören. Weil ich krank bin, habe ich die Uni liegen lassen. Ich habe versucht, so gut es geht, mich um mich selbst zu kümmern.

Später am Tag rufe ich meine Ersatzoma an und erzähle ihr von meiner Situation. Sie sagt: „Weißt du, als mein Jürgen damals zur Staatsexamensprüfung für Innere Medizin musste, da hat er sich am Morgen die Decke über den Kopf geschlagen und gesagt: ‚Da geh ich nicht hin!‘ ‚Doch, da gehst du hin!‘, sag ich, ‚Jürgen, weißt du was? Du musst Mut zur Lücke haben!‘ Da hat mich mein Jürgen angeschaut und meinte: ‚So viele Lücken kann man gar nicht haben‘“. Er hat die Prüfung mit 2.0 bestanden.

Die Geschichte hat mir Kraft und den Mut gegeben, manchmal lauter Ja zu sich als zu all den Aufgaben und Anforderungen zu sagen, die mir im Alltag begegnen. Klar ist es wichtig, nicht alles liegen zu lassen und nicht komplett mit dem Alltag aufzuhören. Aber wenn es manchmal wirklich nicht anders geht, dann bringt es auch nichts, sich dafür zu verurteilen. Wenn ich unter Druck nicht mehr funktioniere, ist es okay, eine Pause zu machen. Um es mit Käptn Pengs Worten zusammenzufassen:

„Denn du bist die wichtigste Person, die du je treffen wirst / Der einzige Mensch, der dich jemals retten wird“ Die Welt wird nicht untergehen, nur weil ich eine Woche nicht funktioniert habe. In diesem Sinne: Mut zur Lücke!“

Bei der Suche danach, womit man diese Ausgabe aufpeppen könnte, sind wir auf folgendes Bild gestoßen (→). Wir finden, es zeigt ziemlich gut, wie wichtig und freudvoll das Achten auf sich selbst ist. In seiner Überspitztheit aber eben auch, wie heraus-fordernd es sein kann, das Leben nicht als Abfolge von Stationen zu betrachten, die gemeistert und absolviert werden müssen.

Wie wir erfahren haben, hat eine Kurzgeschichte aus dem vorletzten „Funke“ dazu geführt, dass Sophia den Stift in die Hand genommen und an den Sätzen gefeilt hat. Wem das nun ebenso geht, den können wir nur ermutigen. Auch wenn ihr die Geschichten, Erinnerungen oder Eindrücke nicht teilen wollt, kann das Aufschreiben spannende und positive Erfahrungen mit sich bringen. Und wenn ihr die Texte nicht nur für euch schreibt, auch wunderbar. Wir würden uns freuen :-).

 

Wir wünschen euch gute Tage, frohes Schreiben und vor allem viel Gesundheit.

Bis bald, Bente und Roger

Präventionsteam der Brücke Flensburg

 

Zum Ausdrucken und Weiterreichen findet ihr den ÜberBrückungsfunken HIER.

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Flensburger Wochen der Seelischen Gesundheit

Auch in diesem Jahr organisieren das Präventionsprojekt der Brücke Flensburg und die Gesundheitsplanung der Stadt Flensburg gemeinsam mit vielen Kooperationspartner*innen die Flensburger Wochen der Seelischen Gesundheit.

Wir wünschen euch viel Freude beim Stöbern im Programm und hoffen, es ist für jede/n etwas dabei!

Bitte beachtet: Viele Veranstaltungen sind kostenfrei, erfordern aber dennoch eine Anmeldung.

Wir freuen uns auf Sie und euch!

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Der 66. BrückeFunke

Liebe Leute,

stellt euch vor, ihr habt ein Bewerbungsgespräch und es läuft nicht so sahnemäßig. Und schwuppdiwupp fängt unser Kopf an, diese Situation zu interpretieren: „Die Personalchefin hatte aber schlechte Laune. Puh, wenn die Stimmung hier SO ist, möchte ich hier auch lieber nicht arbeiten.“ Oder aber ein solcher: „Nicht schon wieder so ein Griff ins Klo. Das war jetzt schon das fünfte erfolgslose Gespräch in Folge. Eigentlich brauche ich gar nicht weiter zu suchen…“ Und wenig überraschend wird sich der erste Gedanke vermutlich förderlicher auf eure Motivation für die weitere Suche auswirken und zu einer positiveren Einschätzung eurer Chancen beim nächsten Gespräch führen. Wie sich solche Ursachenzuschreibungen herausbilden und wie ihr diese verändern könnt, erfahrt ihr in diesem Funke.

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